Vegetarische Hundeernährung: Mythos oder machbare Realität?
Der Hund wird der zoologischen Gruppe der Carnivoren zugeordnet. Diese Bezeichnung wird zwar korrekt mit „Fleischfresser“ übersetzt, doch bedeutet das nicht automatisch, dass der Hund zwingend Fleisch fressen muss. Denn zur selben Gruppe gehört beispielsweise auch der Panda, der sich bekanntlich fast ausschließlich von Bambus ernährt. Die Zuordnung zur Gruppe der Carnivoren sagt also lediglich etwas über die anatomische und stammesgeschichtliche Einordnung aus, aber nicht zwingend über den tatsächlichen Speiseplan. Deshalb ist es durchaus berechtigt, sich mit der vegetarischen Hundeernährung auseinanderzusetzen.
Was die vegetarische Hundeernährung über die Entwicklung des Hundes verrät
Häufig wird als Argument gegen die vegetarische Hundeernährung angeführt, dass der Hund vom Wolf abstammt. Das ist zwar grundsätzlich richtig, jedoch liegt diese Verbindung sehr weit zurück. In der Zwischenzeit hat sich der Haushund nicht nur äußerlich, sondern auch genetisch deutlich vom Wolf entfernt. Besonders im Hinblick auf die Ernährung zeigen sich klare Unterschiede: Während Wölfe auf eine fleischreiche Kost angewiesen sind, haben sich Haushunde im Laufe der Domestikation zunehmend an eine kohlenhydratreichere Ernährung angepasst.
Das hat vor allem historische Gründe: Fleisch war in den meisten Haushalten über Jahrhunderte hinweg ein teures Gut, das primär den Menschen vorbehalten war. Hunde wurden deshalb mit Essensresten gefüttert, die vor allem Getreide und pflanzliche Bestandteile enthielten. Diese Praxis hatte zur Folge, dass sich auch der Verdauungstrakt und bestimmte Gene des Hundes an die neue Futterzusammensetzung angepasst haben. Studien zeigen, dass Hunde heute über Gene verfügen, die ihnen eine effizientere Verwertung von Stärke ermöglichen. Gene, die Wölfen völlig fehlen.
Warum die vegetarische Hundeernährung möglich ist – trotz Abstammung vom Wolf
Entscheidend ist nicht, ob ein Hund Fleisch frisst, sondern welche Nährstoffe er braucht. Ein Hund hat keinen Fleischbedarf, sondern lediglich einen Bedarf an Proteinen. Genauer gesagt an bestimmten Aminosäuren. Diese essenziellen Aminosäuren können auch über pflanzliche Eiweißquellen aufgenommen werden, sofern die Ernährung sorgfältig zusammengestellt ist.
Daher ist die vegetarische Hundeernährung auf jeden Fall möglich. Pflanzliche Proteinquellen wie Linsen, Erbsen oder Soja können dem Hund alle notwendigen Aminosäuren liefern. Allerdings unterscheidet sich ihr Aminosäureprofil vom tierischer Herkunft, weshalb bei der Rationsplanung besonders genau auf eine ausgewogene Kombination geachtet werden muss. Zum Beispiel in Form eines Mineralzusatzes. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Hund wirklich mit allem versorgt ist, was er braucht.
Vegetarische Hundeernährung: Worauf es bei der Nährstoffversorgung ankommt
Die vegetarische Hundeernährung erfordert ein gutes Verständnis für Nährstoffe und Futterzusammensetzung. Während manche Fertigfuttermittel bereits als ausgewogen gelten, empfiehlt es sich bei selbst zubereiteten Rationen, die Unterstützung von Tierärzt:innen oder Ernährungsberater:innen für Hunde in Anspruch zu nehmen. Das geht auch in Form unseres Online Kurses, den wir mit unserer Tierärztin und Ernährungsexpertin entwickelt haben. Denn es ist besonders wichtig, nicht nur auf den Proteingehalt zu achten, sondern auch auf die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Aminosäuren sowie auf Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Durch eine gezielte Auswahl an Zutaten und gegebenenfalls sinnvolle Nahrungsergänzungen kann eine vegetarische Hundeernährung also nicht nur möglich, sondern auch gesund und nachhaltig sein. Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, kann seinem Hund eine ausgewogene, fleischfreie Ernährung bieten. Und das ganz ohne Kompromisse bei der Gesundheit.